Eine grundlegende Kritik der herrschenden politischphilosophischen Deutungen des Antisemitismus und zugleich ein neuer Erklärungsansatz, der die Beziehung zwischen Wissenschaft, Religion und Race im modernen Denken auslotet.
Die meisten Analysen des Antisemitismus orientieren sich nach wie vor an den klassischen, in Reaktion auf den Holocaust entstandenen Theorien und teilen deren Grundstrategie, die – so die These – darin besteht, die Judenfrage zu überwinden, indem sie das Judentum als Denktradition aus der intellektuellen Debatte ausschließen. Elad Lapidot problematisiert diese politische Epistemologie anhand einer kritischen Relektüre der Antisemitismus- Analysen von Horkheimer und Adorno, Arendt, Sartre, Badiou und Nancy. Er arbeitet heraus, wie hier nicht nur das Denken gegen Juden zum Skandal wird, sondern jegliches Denken über das Judentum als philosophische und politische Herausforderung der Moderne. Indem der Anti-Anti- Semitismus jüdisches Denken in seinem Anderssein zum Verschwinden bringt, nähert er sich dem von ihm bekämpften Antisemitismus an. Dessen moderner Ausformung geht Lapidot im zweiten Teil seiner Studie nach. Seine Analysen einschlägiger Diskurse von Renan bis Hitler machen dabei nicht nur die tiefe Verwurzelung des Antisemitismus im westlichen Denken, sondern auch dessen Nähe zum antimuslimischen Rassismus deutlich.