Ausgezeichnet mit dem Tractatus Essaypreis 2022
Ein verblüffendes Fragment aus der Vorgeschichte von Black Lives Matter
Kaum ein Essay von Hannah Arendt ist so umstritten wie ihre 1959 erschienene Kritik an der gesetzlich forcierten Integration schwarzer Schüler und Schülerinnen. Während Arendt die Einwände ihrer liberalen Freunde damals abtat, schrieb sie – die Theoretikerin der Freiheit – dem afroamerikanischen Schriftsteller Ralph Ellison 1965, sie habe seine Replik auf ihre damaligen Ausführungen gelesen, die »nackte Gewalt« bislang nicht bedacht und sein »Ideal des Opfers« jetzt erst verstanden. Um welches Opfer ging es dabei? Um welche Blindheiten? Und was erzählt diese Episode über die damalige Zeit und über das Werk Hannah Arendts? Marie Luise Knott entfaltet ein eindrückliches Mosaik an Gedanken, Bildern und Reflexionen zu den Hintergründen von Arendts Briefs und öffnet so einen Blick in den Abgrund der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Ferne und Nähe afroamerikanischer und jüdischer Erfahrungen werden erfahrbar am Beispiel dieser beiden öffentlichen Personen, die Welten voneinander trennten, auch wenn sie nur einen Zahlendreher entfernt in derselben Straße lebten. Beide konnten von ihren Fenstern aus auf den selben Fluss blicken, der gleich um die Ecke in jenes Meer mündet, über das beide, Schwarze wie Juden, einst, wenngleich unter konträren Bedingungen, ins Land kamen.
»Marie Luise Knott schreibt elegant, einfühlsam, gedankenreich. Sie spricht von Arendts ›Sang und Klang‹ - und hat ihren eigenen. Sie packt heikle Themen an und tut dies zugleich behutsam und bestimmt.«
– Dieter Thomä, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Das Verständnis für unaufhebbare Erfahrungsunterschiede und die Akzeptanz des Verschiedenseins prägen [Marie Luise Knotts] Lektüre von Arendt und Ellison. […] Ihr Buch legt analytisch-erzählend beider Unterschiede frei, um ein mögliches gemeinsames Drittes in den Blick zu bekommen.«
– Thomas Meyer, Die Zeit
»Marie Luise Knott folgt in ihrem lesenswerten Buch Hannah Arendt und Ralph Ellison, deren Denken sich in vielem ähnelt.«
– Ulrich Gutmair, Philosophie Magazin
»Marie-Luise Knott berichtet von einem Kapitel aus der Ideengeschichte so, dass sie zugleich Fragen berührt, die ganz gegenwärtig drängen.«
– René Aguigah, Deutschlandfunk
»Knott ist eine bemerkenswerte Studie gelungen, die viele kluge Einsichten präsentiert und auch jenseits der Debatten um Arendts vermeintlichen Rassismus Aufmerksamkeit verdient.«
– Bruno Heidlberger, Soziopolis