Leo Perutz, 1882 als Sohn jüdischer Eltern in Prag geboren, siedelt um die Jahrhundertwende mit seiner Familie nach Wien über. Das Gymnasium beendet er ohne Abitur und macht danach eine Ausbildung zum Versicherungsmathematiker. 1907 nimmt er eine Stelle bei einer Versicherung an (bei der im selben Jahr auch Kafka als Versicherungsangestellter in Prag beginnt). Gleichzeitig erscheint seine erste Erzählung, 1915 folgt die Veröffentlichung seines ersten Romans. Perutz, der sich von der allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht anstecken lässt, wird zum Militärdienst eingezogen. 1916 erleidet er während einer russischen Offensive lebensgefährliche Verletzungen und wird, nach einer langen Phase der Erholung, 1917 als felddienstuntauglich aus dem Spital in Wien entlassen. In den folgenden Zwischenkriegsjahren baut er seine intensiven Beziehungen zur Literaturszene Wiens aus und wird zu einem der meistgelesenen Erzähler deutscher Sprache. Nach der Annexion Österreichs durch die Nationalsozialisten muss er 1938 mit seiner Familie nach Tel Aviv fliehen, wo er sich jedoch nie richtig heimisch fühlt. An seinen Ruhm vor dem Zweiten Weltkrieg kann er auch nach 1945 nicht mehr anknüpfen, er stirbt fast vergessen 1957 bei einem Besuch in Österreich.
Erst über zwanzig Jahre später wird Leo Perutz wiederentdeckt; das Interesse an seinem Werk wächst seitdem stetig. Perutz’ mehrschichtige und rätselhafte Erzählungen eröffnen dem Leser vielfältige Interpretationsmöglichkeiten und zeugen von einer großen Gestaltungskraft, die bis heute fasziniert.