Platz 1 SWR Bestenliste Juni 2017
Platz 9 SWR Bestenliste Juli/August 2017
»Die subjektive Perspektive des ›involvierten Zeugen‹ ist Carrère zum Erkennungsmerkmal geworden, er interessiert sich leidenschaftlich für das Ich – sein eigenes, aber auch das der anderen. In seinem russischen Roman erklärt er, dass die erste Person Einzahl auf Russisch wörtlich übersetzt ›im ersten Gesicht der Einzahl‹ heiße – und dank der russischen Sprache enthülle sich ihm sein erstes Gesicht. Dieser Hinweis auf das doppelte Ich unterstreicht die besondere Bedeutung von Identität und Exil für Carrères Rolle als französisch-russischer Autor. Familienbiografie und Zeitgeschichte scheinen unauflösbar ineinander verflochten zu sein.«
- Willi Jasper, Der Tagesspiegel
» ›Ein russischer Roman‹ beginnt als (aber-)witzige Reisereportage in die finsterste postkommunistische Provinz; nebenbei entspinnt sich ein quälendes Eifersuchtsdrama. Carrère brilliert als Virtuose der Selbstironie. Fast masochistisch blickt er auf die eigene Obsession mit der russischen Seele und auch auf seine aus Minderwertigkeitskomplexen resultierende Liebesparanoia.«
-Richard Kämmerlings, Die Welt
»Sein ›Russischer Roman‹ ist viel eher ein französischer Familien- und Beziehungsroman, mehr noch: die Psychoanalyse und Autotherapie eines Gequälten, eine Liebeserklärung an die und Abrechnung mit der Mutter, ein grausamer, rücksichtsloser autobiografischer Bericht, der vom Roman nur das Gewand des schrecklich Unwirklichen entliehen hat.«
-Romain Leick, SPIEGEL Literatur
»Emmanuel Carrère hat die französische Literatur wieder zu einer internationalen Referenzgröße gemacht.[...]denn dieses Buch ist spannender, schriller, unwahrscheinlicher in seinem Plot und seinen seelischen Exaltationen, als es ein ausgedachter Roman je sein könnte. Dass aller Schaden, den Carrère (performativ) in der Wirklichkeit angerichtet hat, durch das Buch wieder aufgefangen und ästhetisch gerechtfertigt wird ist, bei allem Unglück, das Glück eines genialen Schriftstellers – und seiner Leser.«
-Ijoma Mangold, Die Zeit
»[E]ine spektakuläre, schonungslose Selbstsuche«
-Andreas Merkel, der Freitag
»So spannend, elegant und spielerisch das Buch daherkommt, letztlich ist ›Ein russischer Roman‹ ein Gedenkbuch an die Toten. Emmanuel Carrère erschafft ihnen einen Grabstein, an dem er sie betrauert [...].«
-Sabina Meier Zur, NZZ
»Carrère legt in diesem Buch Zeugnis ab von der bewusstseinsverändernden Wirkmacht des Schreibens und von der gestaltenden Kraft der kreativen Energie eines Künstlers überhaupt, von den Chancen, Dämonen zu bannen, aber auch davon, wie sie ihm am Wegrand des steinigen Pfades auflauern, und wie er sich die Finger blutig kratzt, um die Widerhaken in den eigenen Verstrickungen zu lösen.«
Gudrun Braunsperger, Ö1
»[Das Buch] ist kein Egotrip. Es geht vom individuellen immer wieder ins universelle. Man liest diese fluide, hochintelligente und gleichzeitig sinnliche Prosa mit Vergnügen und Erkenntnisgewinn.«
- Marko Martin, Deutschlandfunk Kultur
»Der französische Sprachkünstler nimmt in der europäischen Gegenwartsliteratur einen absoluten Sonderstatus ein, weil er sich ebenso virtuos wie einzigartig allen Eingrenzungen entzieht.«
- Werner Krause, Kleine Zeitung
»[...] [E]in ungewöhnliches, provokantes und schmerzhaftes Buch über Erinnerung, Liebe und Begehren – und über die Kraft von Sprache, die in der Lage ist, Verlust und Scheitern zu überwinden.«
- Jutta Sommerbauer, Die Presse
»Wenn die Psychoanalyse neurotisches Leiden in ordinäres verwandelt, gelingt es Carrère mir seinen nonfiktionalen Texten, menschliches Leiden an und in der Welt in schmerzhaft offenherzige Literatur zu verwandeln.«
- Sophie Weigand, Buchkultur
»Die Wirklichkeit, klagt Carrère einmal, habe sich ›seinen Plänen entzogen‹. Das ist der Unterschied zum Roman. Zum Glück für den Leser, der es mit einer tollkühnen Geschichte zu tun hat. Sie ist schamlos, rücksichtslos, empathisch, männlich vermessen, humorvoll, selbstironisch, zärtlich und gewagt – kurz, sie kommt dem Leben mitreißend nahe.«
- Christine Hamel, WDR
»Ein erschreckend ehrliches Buch.«
- Stella Schalamon, Frankfurter Rundschau
»Kein Gegenwartsautor versteht es so wie Emmanuel Carrère, sich fremde Lebensgeschichten einzuverleiben: ›Schon immer habe ich zu solchen Geschichten gegriffen, um mir meine eigene Lage zu beschreiben‹, gesteht sein literarisches Alter Ego nun, während es sich auf einer Zugfahrt durchs postsowjetische Russland an Horrorgeschichten über spurlos verschwindende Bahnreisende erinnert. Egal ob Glaubensstifter wie in ›Das Reich Gottes‹, ob radikaler Politiker wie in ›Limonow‹ oder nun sein 1944 verschollener Großvater – indem Carrère deren Geschichten zu seinen eigenen macht, verleiht er selbst dem kaum Glaubbaren Authentizität.«
– buchjournal