Der ungarische Dichter István Kemény zieht in seinem neuen Gedichtband Bilanz und verschränkt dabei die Situation des individuellen Älterwerdens mit der in seinem Heimatland. In der Lebensmitte angekommen, hält er sich den Spiegel vor und fi xiert schonungslos, was er darin wie in einer Kristallkugel sieht: Enttäuschte Menschen, die die Zukunftsträume von einst, da der Eiserne Vorhang fi el, längst begraben haben. Ein Land, »bösartig, verblendet, stur und altbacken«, verloren zwischen Lüge, Vergessen und dem Alb der Vergangenheit. Erschütterte Gewissheiten, Figuren aus dem Arsenal der ungarischen Geschichte, zugelaufene Totemtiere, Gespenster, eigene wie fremde. Und einen Mann, der um die diffi zile Dialektik weiß, die ihn an die schwierige Heimat bindet. István Kemény hat die poetische Summe seines bisherigen Lebens gezogen – und mit seinem ganz spezifi schen lakonischen, subversiven Witz einen Gegenzauber gegen den Kleinmut gefunden.
Buch
ISBN: 978-3-95757-146-5 9783957571465
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2015
Reihe: DAAD Spurensicherung
Schlagworte: Ungarn, Heimat, Alterung